In einer ehemaligen Zementfabrik am Maastrichter Pietersberg mit weitem Blick über die Maas macht Het Geluid (dt.: Das Geräusch) seit vier Jahren Musiktheatervorstellungen. Hier liegt nicht nur unser künstlerisches Zuhause, sondern auch ein symbolischer Ort. Gerade noch in den Niederlanden und kaum fünf Minuten von der wallonischen Grenze entfernt, arbeitet Het Geluid in einem Grenzgebiet zwischen den Niederlanden, Flandern, Wallonien und Deutschland. Auch als Theatermacher bewegen wir uns in Zwischengebieten; zwischen Sprachen, Disziplinen und Einflusssphären. Zwischen Musik und Theater, zwischen kleinen und großen Geschichten, zwischen Abstraktem und Konkretem und zwischen Tradition und Innovation. Interdisziplinäres Denken formt die Grundlage unserer Vorstellungen.
Het Geluid produziert und kreiert seine Musiktheatervorstellungen komplett selbständig.
Der Prozess der Eigenverwaltung hat uns eine markante künstlerische Signatur verliehen. Die Gruppe nimmt durch ihre Zusammenarbeit, die aktuellen Themen, Spielorte und Texte einen zentralen Platz in der niederländischen Musiktheaterlandschaft und der Maastrichter Gesellschaft und Umgebung ein. Het Geluid verbindet die Pommesbude und das Wohnzimmer mit der Oper und dem Architekturinstitut. Außerdem beschreitet unser regional entwickeltes Werk auch immer öfter einen internationalen Weg.
Het Geluid war in den Niederlanden, Deutschland, Belgien, Großbritannien, Tschechien, Bulgarien, Israel und den Palästinensischen Gebieten sowie in Südafrika zu sehen. Häufig in Zusammenarbeit mit verschiedenen niederländischen Botschaften.
Mit viel Engagement findet Het Geluid immer wieder Partner auf künstlerischem und geschäftlichem Gebiet, darunter die Nederlandse Reisopera (fester Partner), Theater aan het Vrijthof (Artist in Residence), die Veenfabriek, iArts Maastricht/Hogeschool Zuyd, La Monnaie (Brüssel), European Opera Days, Castrum Peregrini, NaiM / Bureau Europa, Amnesty International und das Goethe Institut.
Het Geluid sucht für die Vorstellungen immer aktiv nach einer Beziehung zwischen den Partnern, mit denen wir zusammenarbeiten, und gesellschaftlichen Themen. So machten wir in NaiM / Bureau Europa die Vorstellung Malta. Wir kombinierten die Welten eines neuen, krisengebeutelten Architekturbüros mit der Flüchtlingsproblematik auf Malta. In Zusammenarbeit mit der Nederlandse Reisopera kreierte Het Geluid Wesendonck Lieder Heute. Die Vorstellung über Liebe und Romantik reiste mit der großen Produktion Tristan und Isolde mit. In Zusammenarbeit mit der Veenfabriek machte Het Geluid Gedeelde Kamers (Geteilte Zimmer); diese Vorstellung über Erinnerung und Vergessen war in den verschiedensten niederländischen Wohnzimmern zu sehen.
HR: a burned out Opera handelte von Arbeitnehmern mit Burn-Out. Und mit Headphone oratorium brachten wir eine zeitgenössische Leidensgeschichte in der Passionszeit in Meditations- und Gebetsräume von Krankenhäusern.
Unsere Vorstellungen sind in großen und kleinen Theatersälen zu sehen, aber auch vor Ort: in Galerien, Wohnzimmern, im Park, einem Vorlesungssaal, in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Schulen. Orte mit besonderen Hintergründen, in denen sich Geschichten wie von selbst anbieten. Orte, die den Zuschauer auf eine eigene Art in das Geschehen einbeziehen. Diese Räume vor Ort tragen auch dazu bei, dass unerwartete Begegnungen zwischen verschiedenen Generationen und Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen stattfinden.
Musik ist eine Konstante in unserer Arbeit. Es kann mittelalterliche religiöse Musik oder zeitgenössisch komponierter Noise sein, aber auch alles, was dazwischen liegt. Wir sind Teil einer Generation, die mühelos zwischen Mozart und Britney Spears hin und her springt, von Coldplay zu Bach oder von Radiohead zu Messiaen. Die Musik befindet sich stets in Reichweite.
Neues Musiktheater bedeutet für uns nicht, Altes zu verwerfen, sondern Musik neu zu ordnen, neue Kombinationen zu erzeugen. Neues Musiktheater heißt für uns, neue Bedeutungen zu schöpfen.
Die Theatertexte von Het Geluid Maastricht entstehen mithilfe von Interviews. Die Sprache geht nahe, sie ist erkennbar und rau. Geräusch zu erzeugen bedeutet für uns auch, Menschen eine Stimme zu geben. Menschen, deren Stimme im Theater normalerweise nicht klingt.
Die Vorstellungen von Het Geluid sind Porträts von Menschen und gleichzeitig Kulturbetrachtungen. In unseren Vorstellungen reflektieren wir mit unserem Publikum die Gesellschaft, in der wir leben. Durch die Geschichten der Leute untersuchen wir die Gemeinschaft. Theater ist für uns ein humanistisches Anliegen. Wir leben in einer Welt, in der wir von Bildern, Geräuschen und Bedeutungen überspült werden. Durch die Menge an Informationen fällt es manchmal schwer, Bedeutung zu geben. Darum lautet unser Antrieb schon seit Jahren:
“Quer durch die permanente Zufuhr von Bildern, Geräuschen und Impulsen.
Quer durch den häufig platten Wahn des Tages auf die Suche nach wesentlicher Reflexion.
Quer durch allen Lärm auf die Suche nach bedeutungsvollem Geräusch.“